30 September 2009

Die Reise geht weiter!

So, endlich mal ein Internet das halbwegs halbschnell ist. Deshalb haben wir erstmal ein paar Fotos eingestellt. Diese sind weiter unten zu betrachten, da sie ja auch schon ein paar Tage alt sind. Und wenn diesmal, also nicht wie die anderen Versuche davor, die Verbindung haelt, koennen wir auch bis zum jetztigen Zeitpunkt berichten.

Wir waren bei Beket Ata stehen geblieben. Also wer Schlachtschuessel gerne mag hat dort sein Paradies gefunden. Nachdem wir in der dortigen Untergrundmoschee gebetet hatten, um einen heiligen Baumstamm getanzt sind, mit Feuer den Koerper gereinigt haben und uns Schlamm um die Augen geschmiert haben, durften wir im Ess-Schlaf-Gaestehaus einkehren. Dort wurden wir sehr herzlich aufgenommen - Jochen von den Maennern und Julia von den Frauen. An einer langen Tafel auf Teppichen sitzend gab es Allerlei Suesses und Brot. Wir hatten ziemlich viel Zeit zum Fragen beantworten. Was kostet ein Opel Vectra, Baujahr 1995 und was kostet das Baujahr 1997??? - Aehm!!! Was kostet ne Kuh in Deutschland? - wenns Euch interessiert, ein gesundes Kamel kostet zwischen 600-700 Dollar! Wie schnell laeuft Internet? Gibt es bei Euch auch soviele Skorpione? Fragen ueber Fragen in russich mit englisch gemischt. Und natuerlich mit Haenden und Fuessen. Dann wurden wir aufgefordert in die nach Geschlechter getrennten Raeume zu gehen und sich in 6er Gruppen zusammen zu finden. Man durfte Haende waschen und bekam ein Handtuch. Und dann kam das heiss ersehnte traditionelle Beschbermak in Schuesseln herein. In der Schuessel waren leckere viereckige Nudeln und darauf ein gekochtes halbes Schaf. Lieber Inhalt meines Magens bleib wo du bist. Willst Du die Schafshaut zerschneiden, oder die Ehre erhalten einen der Knochen auszuzuehlen? Gegessen wird natuerlich nur mit der rechten Hand, auch der weise Inhalt aus dem Knochen!!! Waehrend Jochen gleich ueber die Fleischart aufgeklaert ist (der Kopf ist in der Schuessel neben ihm gelandet) brauchte Julia erst den richtigen Tipp - Maeh Maeeeeh! A ja! Jochen wagte es dann auch noch die danach gereichte Suppe zu geniessen - Schafssud! Lecker! Ach ja, mit irgendwas musste man die vergorene Kamelmilch ja runterspuelen.
Abgeschlossen wurde das ganze mit einem sehr schoenen Gebet!Und dann durfte wir uns bis 3Uhr schlafen legen, denn die Faherer wollen frueh zurueck. Und wir wurden direkt bei Dima und Natascha abgeladen.

Dort verbrachten wir noch 2 sehr nette Tage. Ein Ausflug zum Oelfeld durften wir mit ihr noch erleben. Auf 40x40km stehen alle paar 100meter eine Oelpumpe die am Tag 120.000ltr. zu tage foerdert. Irre! Und wenns dann mal daneben laeuft hat man hier und da dann doch nen kleinen Oelsee!
Natascha verwoehnte uns mit allerlei Koestlichkeiten. Und da Julia irgendwie durch Magenprobleme zur Bettruhe gezwungen wurde, gab ihr auch noch Tabletten zu essen. Und frischte unsere Reiseapotheke gleich noch etwas auf.
Auch bei der Ticketbuchung halfen sie uns und sogar zurueck in Aktau wurden wir gleich von Sergejs Schwester Natscha (jest mnoga Natascha) in Empfang genommen und bis zur Abfahrt des Zugs begleitet.

Auf nach Usbekistan. Ein Zug, oder doch ein Basar. Lediglich am Grenzuebergang liefen keine Plastikspielwaren, Telefonkarten, heisse Suppe aus Plastiktueten und Unmengen von Kleidern an uns vorbei. Und ab und zu auch mal ein Kaefer ueber Arme und Beine.
Ohne Sum (wahnsinns Waehrung, denn der groesste Schein ist gerade mal 50Cent wert - man hat also keine Geldbeutel hier, sondern Geldsaecke) standen wir am Bahnhof. Kein Essen und kein Trinken, aber zum Glueck eine Unterkunft die Dollar akzeptiert. Und einen Angestellten der Jochen hilft auf dem Schwarzmarkt Geld zu tauschen. Und der Kurs ist um einiges besser als in der Bank.

Von dort ging es in Jochens Lieblingsbus nach Mojnaq. Der musste naemlich noch angekurbelt werden, und neben 10 Faehrgaesten gab es Stapelweise Tomaten, Melonen bis zur Decke, Kuerbisse darunter, Schafswolle daneben und saeckeweise Mehl. Nach 3Std. Beladungszeit kamen auch noch Wasserflaschen, aber alles kein Problem, denn Organisation ist hier eh ein Fremdwort, wieso sonst hatten wir mittlerweile Tomatensaft auf dem Boden. Vielleicht lags auch am Bordjungen dessen Schlafplatz oben auf den Stapeln war.
In Mojnoq gab es mal den Aral See. Jetzt gibt es dort Wueste mit alten Schiffen. Und der Aral See ist 130km weg. Warum nicht also die Nacht auf dem Grund des Sees verbringen. Denn in der 8000Einwohnerstadt wollten wir nicht wirklich bleiben. Man merkt es den Leuten an, dass aus dem einst bluehenden Fischerdorf ein verstaubtes Nest geworden ist aus dem mehr und mehr Leute wegziehen.

Auch wir fuhren am naechsten Tag nach Nukus. Hier realisierten wir, dass sich die angegebenen Preise im Reisefuehrer verdoppelt haben. Innerhalb von 2Jahren. Der ganze Bus war sich auf jeden Fall einig, dass es ein altes Buch sein, und wir gaben Ruh und zahlten das Doppelte. Und das ist seitdem meistens der Fall, nachdem man zwischen 10min und 1Stunde verhandelt hat. Will man in einen Bus einsteigen ist die groesste Eile, der Rucksack wird hineingequetscht, man hat keine Zeit den Preis zu besprechen - und wenn man drin sitzt wartet man dann nochmal mindestens 1Std. Gefahren wird, wenn alle reingequetscht sind. Und wenn man aussteigt ist dann ne 0 mehr am Preis dran. Wir haben dazu gelernt und in dieser Zeit auch mal die Beine in den Boden gestanden. In dieser Zeit wollen sie dann wissen was man verdient in Deutschland und ob man Doktor oder Anwalt sei. Manchmal sind es wirklich nur 2 Euro um die es geht, aber die Willkuer mit der man als Tourist behandelt wird ist einfach unschoen. Aber es gibt auch Ausnahmen.
Von Nukus ging es nach Kiva, eine der aeltesten Staedte der Seidenstrasse. Und eine Art DisneyLand fuer Studienreisende. Die wenigsten Haeuser sind bewohnt, in den meisten befindet sich ein Museeum oder ein B&B. Aber man fuehlt sich wie in 1000&1Nacht. Und es kommen nur wenig Individualreisende, dafuer massig Touren aus Deutschland, Frankreich, Italien und ueberall. Und so dachte dir Frau an der einen Kasse wohl wir gehoeren zur Tour, und als wir vom Minarett wieder runter kamen wollte sie 2000sum extra (1Euro). Da wir nicht mal ein Eintrittsticket hatten, kamen Julias russische Lesekenntnisse ganz schoen zur Hilfe, da sie behauptete auf dem Zettel staende Minarett, sich aber dann nicht traute zu zeigen wo, nachdem ich ihr verraten hatte, dass ich Kyrilisch lesen kann.

Zuviele Touris, wir wollten wieder alleine sein. Deshalb entschlossen wir uns fuers Naturreservat. Auch wenn es nirgends mehr eine Wanderkarte gab. Das Reservat sollte 7Dollar kosten und dschungelaehnlich sein. Als wir endlich dort waren (150km in 6Std. da Verhandlungen ueber Preise halt dauern und wir ungefaehr 3mal umsteigen muessten) kostete der Spass dann 35Dollar.Hm! Macht man nichts. Ausser auf 30Dollar fuer beide runterhandeln und auf die Registration verzichten. Neben ein paar Baeumen auf kahlem Boden (sehr Dschungel aehnlich) gab es Hirsche. Und die schrien die ganz Nacht und kamen auch recht nahe zum Fluss an dem wir campieren wollten. Zum Glueck haben wir nahe des Weges gleich eine leere Jurte gefunden und unser Zelt darin aufgestellt.
Die naechste Nacht verbrachten wir dann ausserhalb des Naturreservats, weil 30Dollar fuer den Spass irgendwie zuviel ist.
Per Autostop kamen wir zurueck nach Beruni - und hier wird man kostenlos nur von den Anwaelten mitgenommen, die uns erklaeren, dass wir nach 5Flaschen Schnaps keine Verstaendigungsprobleme mehr in Deutsch-Usbekisch haetten, und nach 2Flaschen Schnaps in Englisch-Usbekisch. Okay. Kurz darauf fuhren wir an einer Heiligenstaette vorbei und sie fuhren sich mit den Haenden ueber das Gesicht. ( So wird hier Amen gesagt.) Uns fuhren sie zur Bushaltestelle. Wir wollen nach Bukahra. Und nach 6Std. Hochzeitsvideos mit unterschiedlichsten Saengern aber gleichbleibendem Gesang und enormer Lautstaerke konnten wir der stickigen Hitze im Bus entfliehen und in die normale Hitze der Stadt eintauchen. Es hatte ungefaehr 30Grad die letzten Tage. Und wir geniessen unser sauberes Zimmer im B&B. Abendessen gibt es nicht vom Gaskocher, sonder auch mal bei Bella Italia. Denn vom Beschbermak haben wir uns noch nicht ganz erholt und haben noch keine Lust auf Schafsfett.
Morgen wollen wir ein bisschen die Stadt anschauen und vielleicht gehts heute noch ins Haman.

2 Monate sind wir jetzt unterwegs, und vielleicht ein bisschen schneller in China als gedacht. Denn Laufen koennen wir hier leider nicht soviel wie wir wollen. Fast nur Steppe, sehr viel Sonne, keine Landkarten die einen besseren Massstab haben als die mitgebrachte und Verkehsteilnehmer fuer die das Wort Vorrausschau ehr egal ist. Wir hoffen auf gutes Wetter in Kirgistan, und da wir hier das erste Mal auch andere Rucksackler treffen, wissen wir, dass es dort ganz tolle Gebiete gibt um zu Wandern. Vielleicht nicht wirklich nach Osten, aber zumindest auf den Fuessen unterwegs.

Ganz liebe Gruesse aus der Ferne

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