12 September 2009

Gastfreundliches Russland oder Life in the street isn't easy

Mit dem Zug ging es vor ca. 2Wochen nach Wolgograd. Zugfahren in Russland haette an sich einen eigenen Blog verdient. Da wir die Frau am Ticketschalter nicht wirklich verstanden haben, standen wir nachts um 1:30Uhr vor 1,75x0,40m Schlafflaeche, die sich nach ausklappen auf 1,60m Hoehe befand. Ein Fallnetz sollte uns vor dem Absturz bewahren, aber was solls, waren ja nur 30Stunden, und die Sitzhoehe unseres Bettes bemass sagenhafte 50cm. Wenn sich dazu noch eine Untermieterin gesellt, die gerne im Bett liegen bleibt, sollte man jeden Zwischenstop vom 10-40min an den Bahnhoefen nutzen, die im Scheckentempo erreicht werden. Naja, irgendwie kamen wir doch in Wolgograd an. Die Stadt machte einen netten Eindruck, doch an fast jeder Ecke gibt es Kriegsdenkmaeler und Kriegsgeraet. Da unser Miniwoerterbuch uns als Touristenherberge das Wort Turbasa angab, machten wir uns auf die Suche. Dabei lernten wir Tatjana, Olga und Anastasia kennen. Diese halfen uns mit der Faehre ueber die Wolga zu kommen und Anastasia bot uns an, uns am naechsten Tag die Stadt zu zeigen. Gluecklich wurden wir in den Bus zur Turbasa gesetzt. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass die ganze Sache einer Art Bibione mit russischem Standart entsprach ( = Kinder und Jugendfarm mit Ferienhausanlage). Dies bedeutet fuer uns weiter 6Std. Suche nach einer Unterkunft. Irgendwann kamen wir ins Hotel "4Etage" und verbrachten dort 2Tage. Die Stadtfuehrung mit Anastasie war sehr schoen. Riesenstatuen, Metro fahren, Gluecksbringer und Essenswuensche - wir lernten ganz viel kennen, und Gretschga(Buchweizen) gabs zum Mittagessen. Am naechsten '
Morgen wollten wir dann mit dem Schiff die Wolga runter nach Astrachan, und Anastasia wollte uns helfen. Es gab kein Schiff, dafuer aber eine Einladung fuer eine weitere Nacht in privater Unterkunft. Mutter Olga hat uns alle kulinarischen Koestlichkeiten der Region serviert und zwar auf einmal!!! An dieser Stelle einen Gruss und Danke zu Anastasie und Olga, fuer die Gastfreundschaft.
Also, weil Zugfahren so schoen war, gleich nochmal. Diesmal war die Zugfahrt ertraeglicher, da wir, noch mal wirklich Platz genommen hatten, schon zu Wodka und Kortletti eingeladen wurden. So lernten wir auch Iwan kennen. Zack, naechste Einladung. Die Gastfreundlichkeit in Russland ist enorm. Astrachan an sich, hat uns erstmal geschockt. Die Strassen dreckig und die Huetten kaput. Trotzdem werden alle Lebensmittel auf Karton gelagert von der Strasse weg verkauft. Faellt mal ein Fisch in den Dreck, macht das ja auch nichts. Einfach wieder hoch auf dem Fischhaufen. Faszinierend ist, dass es hier Leute gibt, die tragen 5Kartoffeln zum Markt um Geld zu verdienen. Es gibt aber auch halbe Rinder, Schweinsohren und jede Menge Fliegen. Die Innenstadt ist aber ganz anders und wir sind erleichtert.
Abend werden wir mit der Wolga von Iwan am Kremel abgeholt. Russian Maschina auf russian Road. Russian Tradition und Mentalitaet praegen unser Erleben mit Iwan. Lecker Essen, viel Tee und sogar ein Angebot fuer die Banja (Sauna). Da die Gastfreunschaft an einem Tag nicht untergekommen ist, muessen wir einen weiteren Tag bleiben. Am naechsten Tag werden geht Iwan um 12Uhr auf Arbeit obwohl er um 10Uhr da sein muesste. Mit dem Computerprogram uebersetzt er: "i'm the boss, i can be late!" -> russian Mentalitaet. So erleben wir noch mehr Tradition und Hilfe bei der Organisation.
Da wir mit niemand anders reden sollen, hilft er uns die Busfahrt ins Astrachan Delta - Natur Reservat zu organisieren. Dort angekommen sollen wir zu Freunden der Familie. Diese leben wirklich im OFF. Ein kleiner zerfallener Bauernhof mit zwei Knatterkisten, ohne Strom, ohne Gas. Aber die Leute sind gluecklich und wollen uns gleich die Schoenheit dieser Ecke Russlands zeigen. Also, rauf auf die Knatterkiste mit Beiwagen. Also ohne Beiwagen sondern Beibrett. Und ueber Feldwege und Nicht-Feldwege stehen wir vor zauberhaften Lotus dessen Blueten unbeschreiblich gross sind.
Die naechsten Tage verbringen wir im Off. Kuehe und Pferde schauen mal vorbei oder Schnacken jagen uns ins Zelt. Wir wandern mit unserem 1,50Euro Kompass Richtung Sueden, wo sich zu sonstigem Getier auch noch Schlangen gesellen. Mal muss man ueber eine drueber huepfen, mal schaut eine bei der Morgendusche vorbei. Jochen wurde sogar mal ganz sanft aus dem Mittagsschlaf geweckt. So schnell war er danach noch nie gestanden, da er direkt in Schlangenaugen blickte. Mit Lagerfeuer und Sonneschein hatten wir einen gute Zeit.
Zurueck Richtung Astrachan gabelt uns jemand mit dem Mofa auf und will uns ein Stueck mit nehmen. So passten auf einmal 3Personen + 2 Ruecksaecke auf ein Mofa und wir wurden ins Dorf gefahren. Was hier so alles passiert erzaehlen wir Euch dann zu Hause. Auf jeden Fall, gehen Russen gerne jagen, fischen und trinken doch manchmal auch Schnaps.
Wir sind auf jeden Fall wieder in Astrachan angekommen und wollten von hier mit der Faehre nach Aktau in Kasachstan. Also auf nach Olja 130km von hier. Aber Faehre is "Problema". Ob die naechste in 1 oder in 3Wochen kommt weiss im Hafen Olja niemand. Wir wollen Wandern, aber bei stroemenden Regen bleiben wir lieber unter einem Vordach stehen. Und ratet mal was passsiert. Nadja, die Frau hinter der Theke laed uns ein. Keine 5Minuten spaeter kommt ihr Sohn mit dem Moped und fahert und durch Pfuetzen und Regen zu ihr nach Hause. Sie kommt 3Std. spaeter und wieder duerfen wir essen, essen, essen. Und beschliessen mit dem Bus nach Kasachstan zu reisen.
Und so sitzen wir nun hier, verbringen die letzten Stunden in Russland. Viele Eindruecke, viel Gretschka, viel Gastfreundlichkeit und bescheidene Strassenverhaeltnisse. Russland ist gross und die russische Mentalitaet auch.

Fotos gibts beim naechsten Mal, da es hier kein USB gibt.

Nastarovie und Do swidanija sagen Jochen und Julia

2 Kommentare:

  1. Lieben Julia und Jochen!

    Danke schön für ihre herzlichen Worte! Ich vermisse sehr eure! Kommen sie zu Besuch noch einmal an! Meine Mutter gruβt euch! Schont sie euch!

    P.S. Die Krebsn warten auf euch. ;)
    Anastasia

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  2. Hallo Ihr Beiden,
    so eine Reise wie Ihr sie gemacht habt, habe ich mir immer gewünscht, aber nie durchgeführt. Irgendwann habe ich meinen Wünschen Gestalt gegeben und bin - von Essen aus die Südroute bis Almaty gefahren (über Istanbul, Tiflis, Baku, Aktau, Nukus, Khiva, Bukhara, Sarmakand, Tashkent und die nördliche Route zurueck. Hatte nur einen guten Monat Zeit und habe es mit einem bequemen Auto gemacht. War trotzdem spannend und aufregend. Könnt Ihr in meinem Blog nachlesen (www.caps-schreier.com). Jetzt wohne ich in Aktau und reise von dort in die Nachbarländer und in die ganze Welt (war gerade in Beijing und Shanghai - EXPO- und im Januar in Vancouver und Kalifornien). Das Geld dazu verdiene ich mit meiner Tätigkeit in Zentral-Asien. Fühle mich dabei jung wie in den 40ern, bin aber schon 65. Das Leben ist schön! Wie war noch das Lied von Udo Jürgens? "Mit 66 Jahren - da fängt das Leben an....!" Natürlich besuche ich auch meine Familie in Essen, alle 6-8 Wochen. Ist auch schön! Trotzdem beneide ich Euch um die Abenteuerlust, die Ihr jetzt schon auslebt, und nicht erst mit 65! Ciao - Manfred

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