30 September 2009
Die Reise geht weiter!
Wir waren bei Beket Ata stehen geblieben. Also wer Schlachtschuessel gerne mag hat dort sein Paradies gefunden. Nachdem wir in der dortigen Untergrundmoschee gebetet hatten, um einen heiligen Baumstamm getanzt sind, mit Feuer den Koerper gereinigt haben und uns Schlamm um die Augen geschmiert haben, durften wir im Ess-Schlaf-Gaestehaus einkehren. Dort wurden wir sehr herzlich aufgenommen - Jochen von den Maennern und Julia von den Frauen. An einer langen Tafel auf Teppichen sitzend gab es Allerlei Suesses und Brot. Wir hatten ziemlich viel Zeit zum Fragen beantworten. Was kostet ein Opel Vectra, Baujahr 1995 und was kostet das Baujahr 1997??? - Aehm!!! Was kostet ne Kuh in Deutschland? - wenns Euch interessiert, ein gesundes Kamel kostet zwischen 600-700 Dollar! Wie schnell laeuft Internet? Gibt es bei Euch auch soviele Skorpione? Fragen ueber Fragen in russich mit englisch gemischt. Und natuerlich mit Haenden und Fuessen. Dann wurden wir aufgefordert in die nach Geschlechter getrennten Raeume zu gehen und sich in 6er Gruppen zusammen zu finden. Man durfte Haende waschen und bekam ein Handtuch. Und dann kam das heiss ersehnte traditionelle Beschbermak in Schuesseln herein. In der Schuessel waren leckere viereckige Nudeln und darauf ein gekochtes halbes Schaf. Lieber Inhalt meines Magens bleib wo du bist. Willst Du die Schafshaut zerschneiden, oder die Ehre erhalten einen der Knochen auszuzuehlen? Gegessen wird natuerlich nur mit der rechten Hand, auch der weise Inhalt aus dem Knochen!!! Waehrend Jochen gleich ueber die Fleischart aufgeklaert ist (der Kopf ist in der Schuessel neben ihm gelandet) brauchte Julia erst den richtigen Tipp - Maeh Maeeeeh! A ja! Jochen wagte es dann auch noch die danach gereichte Suppe zu geniessen - Schafssud! Lecker! Ach ja, mit irgendwas musste man die vergorene Kamelmilch ja runterspuelen.
Abgeschlossen wurde das ganze mit einem sehr schoenen Gebet!Und dann durfte wir uns bis 3Uhr schlafen legen, denn die Faherer wollen frueh zurueck. Und wir wurden direkt bei Dima und Natascha abgeladen.
Dort verbrachten wir noch 2 sehr nette Tage. Ein Ausflug zum Oelfeld durften wir mit ihr noch erleben. Auf 40x40km stehen alle paar 100meter eine Oelpumpe die am Tag 120.000ltr. zu tage foerdert. Irre! Und wenns dann mal daneben laeuft hat man hier und da dann doch nen kleinen Oelsee!
Natascha verwoehnte uns mit allerlei Koestlichkeiten. Und da Julia irgendwie durch Magenprobleme zur Bettruhe gezwungen wurde, gab ihr auch noch Tabletten zu essen. Und frischte unsere Reiseapotheke gleich noch etwas auf.
Auch bei der Ticketbuchung halfen sie uns und sogar zurueck in Aktau wurden wir gleich von Sergejs Schwester Natscha (jest mnoga Natascha) in Empfang genommen und bis zur Abfahrt des Zugs begleitet.
Auf nach Usbekistan. Ein Zug, oder doch ein Basar. Lediglich am Grenzuebergang liefen keine Plastikspielwaren, Telefonkarten, heisse Suppe aus Plastiktueten und Unmengen von Kleidern an uns vorbei. Und ab und zu auch mal ein Kaefer ueber Arme und Beine.
Ohne Sum (wahnsinns Waehrung, denn der groesste Schein ist gerade mal 50Cent wert - man hat also keine Geldbeutel hier, sondern Geldsaecke) standen wir am Bahnhof. Kein Essen und kein Trinken, aber zum Glueck eine Unterkunft die Dollar akzeptiert. Und einen Angestellten der Jochen hilft auf dem Schwarzmarkt Geld zu tauschen. Und der Kurs ist um einiges besser als in der Bank.
Von dort ging es in Jochens Lieblingsbus nach Mojnaq. Der musste naemlich noch angekurbelt werden, und neben 10 Faehrgaesten gab es Stapelweise Tomaten, Melonen bis zur Decke, Kuerbisse darunter, Schafswolle daneben und saeckeweise Mehl. Nach 3Std. Beladungszeit kamen auch noch Wasserflaschen, aber alles kein Problem, denn Organisation ist hier eh ein Fremdwort, wieso sonst hatten wir mittlerweile Tomatensaft auf dem Boden. Vielleicht lags auch am Bordjungen dessen Schlafplatz oben auf den Stapeln war.
In Mojnoq gab es mal den Aral See. Jetzt gibt es dort Wueste mit alten Schiffen. Und der Aral See ist 130km weg. Warum nicht also die Nacht auf dem Grund des Sees verbringen. Denn in der 8000Einwohnerstadt wollten wir nicht wirklich bleiben. Man merkt es den Leuten an, dass aus dem einst bluehenden Fischerdorf ein verstaubtes Nest geworden ist aus dem mehr und mehr Leute wegziehen.
Auch wir fuhren am naechsten Tag nach Nukus. Hier realisierten wir, dass sich die angegebenen Preise im Reisefuehrer verdoppelt haben. Innerhalb von 2Jahren. Der ganze Bus war sich auf jeden Fall einig, dass es ein altes Buch sein, und wir gaben Ruh und zahlten das Doppelte. Und das ist seitdem meistens der Fall, nachdem man zwischen 10min und 1Stunde verhandelt hat. Will man in einen Bus einsteigen ist die groesste Eile, der Rucksack wird hineingequetscht, man hat keine Zeit den Preis zu besprechen - und wenn man drin sitzt wartet man dann nochmal mindestens 1Std. Gefahren wird, wenn alle reingequetscht sind. Und wenn man aussteigt ist dann ne 0 mehr am Preis dran. Wir haben dazu gelernt und in dieser Zeit auch mal die Beine in den Boden gestanden. In dieser Zeit wollen sie dann wissen was man verdient in Deutschland und ob man Doktor oder Anwalt sei. Manchmal sind es wirklich nur 2 Euro um die es geht, aber die Willkuer mit der man als Tourist behandelt wird ist einfach unschoen. Aber es gibt auch Ausnahmen.
Von Nukus ging es nach Kiva, eine der aeltesten Staedte der Seidenstrasse. Und eine Art DisneyLand fuer Studienreisende. Die wenigsten Haeuser sind bewohnt, in den meisten befindet sich ein Museeum oder ein B&B. Aber man fuehlt sich wie in 1000&1Nacht. Und es kommen nur wenig Individualreisende, dafuer massig Touren aus Deutschland, Frankreich, Italien und ueberall. Und so dachte dir Frau an der einen Kasse wohl wir gehoeren zur Tour, und als wir vom Minarett wieder runter kamen wollte sie 2000sum extra (1Euro). Da wir nicht mal ein Eintrittsticket hatten, kamen Julias russische Lesekenntnisse ganz schoen zur Hilfe, da sie behauptete auf dem Zettel staende Minarett, sich aber dann nicht traute zu zeigen wo, nachdem ich ihr verraten hatte, dass ich Kyrilisch lesen kann.
Zuviele Touris, wir wollten wieder alleine sein. Deshalb entschlossen wir uns fuers Naturreservat. Auch wenn es nirgends mehr eine Wanderkarte gab. Das Reservat sollte 7Dollar kosten und dschungelaehnlich sein. Als wir endlich dort waren (150km in 6Std. da Verhandlungen ueber Preise halt dauern und wir ungefaehr 3mal umsteigen muessten) kostete der Spass dann 35Dollar.Hm! Macht man nichts. Ausser auf 30Dollar fuer beide runterhandeln und auf die Registration verzichten. Neben ein paar Baeumen auf kahlem Boden (sehr Dschungel aehnlich) gab es Hirsche. Und die schrien die ganz Nacht und kamen auch recht nahe zum Fluss an dem wir campieren wollten. Zum Glueck haben wir nahe des Weges gleich eine leere Jurte gefunden und unser Zelt darin aufgestellt.
Die naechste Nacht verbrachten wir dann ausserhalb des Naturreservats, weil 30Dollar fuer den Spass irgendwie zuviel ist.
Per Autostop kamen wir zurueck nach Beruni - und hier wird man kostenlos nur von den Anwaelten mitgenommen, die uns erklaeren, dass wir nach 5Flaschen Schnaps keine Verstaendigungsprobleme mehr in Deutsch-Usbekisch haetten, und nach 2Flaschen Schnaps in Englisch-Usbekisch. Okay. Kurz darauf fuhren wir an einer Heiligenstaette vorbei und sie fuhren sich mit den Haenden ueber das Gesicht. ( So wird hier Amen gesagt.) Uns fuhren sie zur Bushaltestelle. Wir wollen nach Bukahra. Und nach 6Std. Hochzeitsvideos mit unterschiedlichsten Saengern aber gleichbleibendem Gesang und enormer Lautstaerke konnten wir der stickigen Hitze im Bus entfliehen und in die normale Hitze der Stadt eintauchen. Es hatte ungefaehr 30Grad die letzten Tage. Und wir geniessen unser sauberes Zimmer im B&B. Abendessen gibt es nicht vom Gaskocher, sonder auch mal bei Bella Italia. Denn vom Beschbermak haben wir uns noch nicht ganz erholt und haben noch keine Lust auf Schafsfett.
Morgen wollen wir ein bisschen die Stadt anschauen und vielleicht gehts heute noch ins Haman.
2 Monate sind wir jetzt unterwegs, und vielleicht ein bisschen schneller in China als gedacht. Denn Laufen koennen wir hier leider nicht soviel wie wir wollen. Fast nur Steppe, sehr viel Sonne, keine Landkarten die einen besseren Massstab haben als die mitgebrachte und Verkehsteilnehmer fuer die das Wort Vorrausschau ehr egal ist. Wir hoffen auf gutes Wetter in Kirgistan, und da wir hier das erste Mal auch andere Rucksackler treffen, wissen wir, dass es dort ganz tolle Gebiete gibt um zu Wandern. Vielleicht nicht wirklich nach Osten, aber zumindest auf den Fuessen unterwegs.
Ganz liebe Gruesse aus der Ferne
20 September 2009
Western Kasachstan
Als wir in Aktau ankommen werden wir zu Mittag von einem extem alkoholisierten Buisnessmann mit seinen 5 englischen Woertern eingeladen. Das Restaurant steht Kopf als er, nachdem er reichlich Essen bestellt hat von seinem Fahrer abgeholt wird. Wir hatten auch keinen Plan was abging - zur Erleichterung aller war die Rechnung aber gezahlt. Dann haben wir festgestellt, dass Lonely Planet Preise leider nicht zu den aktuellsten gehoeren und sich meist verdoppelt haben. Untergekommen sind wir dann in einem kleinen Hotel. Als die Hotelbesitzerin uns zur Immigration Police begleitet erzaehlt sie uns, dass sie als sie das letzte Mal da war fuer 10Tage ins Gefaengnis musste. Vor lauter Alkohol hat sie den Baum nicht gesehen, uns sonst wohl auch nicht viel.
Unser Weg fuehrt weiter nach Zhanaoesen. Auch dies ist wie Aktau eine Oelstadt. Touristen verirren sich hier kaum und deshalb sind Touristenpreise fuers Taxi wohl auch 4mal so teuer.
Wir wollen nach Beket Ata, einer Pilgerstaette in der Wueste fuer Muslime. Natascha, eine quirrlige Russin quetscht uns ueber unsere Reise aus und schenkt uns erstmal zwei Snickers. Sie hilft uns bei der Suche nach einem guenstigem Jeep (russian UAZ). Nach einer halben Stunde werden wir von einem Feund der Familie abgeholt und werden zum Essen eingeladen. Die Gastfreundschaft in Kasachstan steht der in Russland in nichts nach! mit dem UAZ gehts dann 5 Stunden in die Wueste und was hier passiert ist erzaehlen wir beim naechsten mal!
12 September 2009
Gastfreundliches Russland oder Life in the street isn't easy
Morgen wollten wir dann mit dem Schiff die Wolga runter nach Astrachan, und Anastasia wollte uns helfen. Es gab kein Schiff, dafuer aber eine Einladung fuer eine weitere Nacht in privater Unterkunft. Mutter Olga hat uns alle kulinarischen Koestlichkeiten der Region serviert und zwar auf einmal!!! An dieser Stelle einen Gruss und Danke zu Anastasie und Olga, fuer die Gastfreundschaft.
Also, weil Zugfahren so schoen war, gleich nochmal. Diesmal war die Zugfahrt ertraeglicher, da wir, noch mal wirklich Platz genommen hatten, schon zu Wodka und Kortletti eingeladen wurden. So lernten wir auch Iwan kennen. Zack, naechste Einladung. Die Gastfreundlichkeit in Russland ist enorm. Astrachan an sich, hat uns erstmal geschockt. Die Strassen dreckig und die Huetten kaput. Trotzdem werden alle Lebensmittel auf Karton gelagert von der Strasse weg verkauft. Faellt mal ein Fisch in den Dreck, macht das ja auch nichts. Einfach wieder hoch auf dem Fischhaufen. Faszinierend ist, dass es hier Leute gibt, die tragen 5Kartoffeln zum Markt um Geld zu verdienen. Es gibt aber auch halbe Rinder, Schweinsohren und jede Menge Fliegen. Die Innenstadt ist aber ganz anders und wir sind erleichtert.
Abend werden wir mit der Wolga von Iwan am Kremel abgeholt. Russian Maschina auf russian Road. Russian Tradition und Mentalitaet praegen unser Erleben mit Iwan. Lecker Essen, viel Tee und sogar ein Angebot fuer die Banja (Sauna). Da die Gastfreunschaft an einem Tag nicht untergekommen ist, muessen wir einen weiteren Tag bleiben. Am naechsten Tag werden geht Iwan um 12Uhr auf Arbeit obwohl er um 10Uhr da sein muesste. Mit dem Computerprogram uebersetzt er: "i'm the boss, i can be late!" -> russian Mentalitaet. So erleben wir noch mehr Tradition und Hilfe bei der Organisation.
Da wir mit niemand anders reden sollen, hilft er uns die Busfahrt ins Astrachan Delta - Natur Reservat zu organisieren. Dort angekommen sollen wir zu Freunden der Familie. Diese leben wirklich im OFF. Ein kleiner zerfallener Bauernhof mit zwei Knatterkisten, ohne Strom, ohne Gas. Aber die Leute sind gluecklich und wollen uns gleich die Schoenheit dieser Ecke Russlands zeigen. Also, rauf auf die Knatterkiste mit Beiwagen. Also ohne Beiwagen sondern Beibrett. Und ueber Feldwege und Nicht-Feldwege stehen wir vor zauberhaften Lotus dessen Blueten unbeschreiblich gross sind.
Die naechsten Tage verbringen wir im Off. Kuehe und Pferde schauen mal vorbei oder Schnacken jagen uns ins Zelt. Wir wandern mit unserem 1,50Euro Kompass Richtung Sueden, wo sich zu sonstigem Getier auch noch Schlangen gesellen. Mal muss man ueber eine drueber huepfen, mal schaut eine bei der Morgendusche vorbei. Jochen wurde sogar mal ganz sanft aus dem Mittagsschlaf geweckt. So schnell war er danach noch nie gestanden, da er direkt in Schlangenaugen blickte. Mit Lagerfeuer und Sonneschein hatten wir einen gute Zeit.
Zurueck Richtung Astrachan gabelt uns jemand mit dem Mofa auf und will uns ein Stueck mit nehmen. So passten auf einmal 3Personen + 2 Ruecksaecke auf ein Mofa und wir wurden ins Dorf gefahren. Was hier so alles passiert erzaehlen wir Euch dann zu Hause. Auf jeden Fall, gehen Russen gerne jagen, fischen und trinken doch manchmal auch Schnaps.
Wir sind auf jeden Fall wieder in Astrachan angekommen und wollten von hier mit der Faehre nach Aktau in Kasachstan. Also auf nach Olja 130km von hier. Aber Faehre is "Problema". Ob die naechste in 1 oder in 3Wochen kommt weiss im Hafen Olja niemand. Wir wollen Wandern, aber bei stroemenden Regen bleiben wir lieber unter einem Vordach stehen. Und ratet mal was passsiert. Nadja, die Frau hinter der Theke laed uns ein. Keine 5Minuten spaeter kommt ihr Sohn mit dem Moped und fahert und durch Pfuetzen und Regen zu ihr nach Hause. Sie kommt 3Std. spaeter und wieder duerfen wir essen, essen, essen. Und beschliessen mit dem Bus nach Kasachstan zu reisen.
Und so sitzen wir nun hier, verbringen die letzten Stunden in Russland. Viele Eindruecke, viel Gretschka, viel Gastfreundlichkeit und bescheidene Strassenverhaeltnisse. Russland ist gross und die russische Mentalitaet auch.
Fotos gibts beim naechsten Mal, da es hier kein USB gibt.
Nastarovie und Do swidanija sagen Jochen und Julia
27 August 2009
Die ersten Eindruecke in Russland
Nach unserem letzten Post verabschiedeten wir uns von der Ukraine, und fanden dabei keinen geringeren Fremdenfuehrer als den zweiten Distributionschef des Hafens in Kerch, Vladimir. Eine Stadtrundfahrt bei Nacht brachte uns nochmal auf den hoechsten Punkt der Stadt. Unser Ruf ist uns bereits vorrausgeeilt. Als wir ein deutschsprechendes Maedel um ein Foto gebeten haben, fragte Sie uns, ob wir die zwei mit dem Rucksack sind. Wir waren ganz schoen platt, und es stellte sich auch noch herraus, dass der Zettel im Hotel nicht von 1941 war, sondern von Ihr geschrieben wurde.
Am naechsten Morgen machten wir uns auf zum Hafen. Dort wurden wir von Vladimir empfangen und durften im Schatten warten, waehrend der Rest der Leute in der Sonne stundenlang Schlange stand. Als es dann losging wurden wir an allen vorbei geschleusst und bis zur Faehre begleitet. Am russischen Grenzuebergang verlief alles reibungslos. Da der Roentgen-Scanner gerade von zwei russischen Polizisten in alle Einzelteile zerlegt wurde, wurden wir nur freundlich gefragt, ob wir Drogen dabei haben. Mit dem Bus ging es dann nach Anapa.
Anapa - unser erster Eindurck in Russland. Touristen, teuere Autos und Preise wie in Deutschland. Abgesehen von reichen Touris gibt es in Anapa auch noch Oleg. Dieser sprach uns mit fetter Taschenlampe, Bomberjacke und Stahlrohr auf der Strasse an ob wir Amerikaner sind. Kurzerhand fragten wir Ihn wo denn hier campen koennen. Ohne viel Worte lief er los und kurze Zeit spaeter standen wir im Stadtpark. Hier hatte Oleg seine Unterkunft fuer ein Jahr aufgeschlagen und wir durften unser Zelt daneben stellen. Das taten wir auch und beschlossen so schnell wie moeglich Anapa zu verlassen. Auf der Suche nach einer Wanderkarte fuer die Region entdeckten wir Krasnaija Polyana und wollten mit dem Bus sofort dorthin. Die naechste Fahrt ging allerdings erst am naechsten Morgen und so verbrachten wir den Tag in der Stadt. Und eine weitere Nacht bei Oleg. Bei Bier und Schokolade bekamen wir eine erste Ahnung wie weit die Schere in Russland klafft und was Entfernungen hier bedeuten. Oleg verkauft am Strand Sonnencreme und Moskitoschutz um Geld zu verdienen. Dafuer ist er von seinem zu Hause 45 Tage per Anhalter hierher getrampt. Er bleibt noch bis April, da er ueber den Winter Angst haette auf der Heimreise zu erfrieren.
Am naechsten Morgen ging es dann nach Sochi. Hier haben wir den Anschluss nach Krasnaija Polyana um ein paar Minuten verpasst. Da es hier keinen Stadtpark gibt verbringen wir die Nacht vorm 24Std. Supermarkt, wo wir auch gleich Vladimir kennenlernen. Dieser ist Security dort und hatte in der Schule Deutschunterricht. Von Bekannten von Ihm werden wir zu Rotwein uns Schokolade eingeladen. Jedoch konnten sich die Jungs nicht ganz im Zaum halten und es kam zu einer Schlaegerei. Wir fluechteten zu Vladimir in den Supermarkt und dieser bot uns einen Schlafplatz auf seiner umgelegten Rueckbank an. Wir stimmten dankbar zu und verbrachten die naechsten zwei Stunden im Auto.
Frueh um 6:00 ging der erste Bus zu unserem Ziel. Zum Glueck fiel uns noch ein Zugtickets zu kaufen. Da man diese fuer manche Routen mehrere Tage im Vorraus bestellen sollte ist unser naechtes Reiseziel nun Wolgograd.
Jetzt ging es auf nach Krasnaija Polyana. Ziemlich uebernaechtigt kamen wir im stroemenden Regen an. Auf der vergeblichen Suche nach einer Wanderkarte fanden wir mal wieder einen hilfsbereiten Mensch, der uns am Fuss des Bergs den Aufstieg zeigte. Nach 2 Tagen bergauf hatten wir erste Eindruecke von der Schoenheit der Landschaft und der Kaelte in der Nacht. Und wieviel Essen wir gebraucht haetten, denn mit 2 Fladenbroten, 2 Dosen Fisch und 2Aepfeln ist fuer 3 weitere Tage ziemlich knapp kalkuliert. Bei der Diskussion ob wir trotzdem weiter ins Off gehen, tauchte ploetzlich Anna auf, die wir in der Ukraine schonmal um Auskunft gebeten hatten. Sie war mit Ihrem Freund Varda unterwegs. Varda hatte im letzten Jahr 1,5Monate in den Bergen campiert. Wie ihr an den Fotos erkennen koennt hatten wir nicht nur nette Gesellschaft sondern auch wunderschoene, abgelegene Plaetze kennengelernt. Die beiden haben nicht nur fuer schoene Stimmung am Lagerfeuer sondern auch fuer reichlich Essen gesorgt. Am naechsten Tag stiegen wir auf 2400m auf. Das Tempo, dass unsere Freunde hierbei vorlegten war kaum zu halten. Als wir uns am Abend verabschiedeten durften wir uns sogar Vardas Topf ausleihen und so waren wir gegen die Kaelte mit warmen Tee versorgt, den wir auf 2400m selber gepflueckt haben.
Heute morgen machten wir uns dann an den Abstieg und es faellt einem schon schwer eine so schoene Landschaft hinter sich zu lassen.
In 4 Stunden geht der Zug nach Wolgograd und von dort aus werden wir sehen wie wir nach Kasachstan kommen.
Gruesse aus der Olympia Stadt 2014 senden Euch Jochen und Julia
19 August 2009
Fazit Krim
Hallo ihr Daheim,
seit dem letzten Eintrag haben wir noch einige Kilometer zurueck gelegt.
Mit frisch gewaschenen Kleidern ging es wieder ab in die Wildnis und weiter am Meer entlang.
Ab Feedosia sind wir dann mit dem Bus gefahren und zu unserer Ueberraschung schon nach 1,5Std am Ziel gewesen - dabei hatte uns die ukrainische Seifenoper, die im Bus gezeigt wurde, so gut gefallen.
In Kerch angekommen bemerkten wir, dass es nicht so einfach ist dort eine Unterkunft zu finden. Eigentlich wollten wir noch raus aus der Stadt, aber die Sonne stand schon zu tief. Endlich fanden wir ein Schild mit TouristenInformation, aber kein Buero. Viel zu freundlich fragten wir um Hilfe, und traffen so auf Evgenia, Magarita und Sascha. Diese wollten uns erst helfen das TouriBuero zu finden, boten uns nach erfolgloser Suche einen Platz in Omas Wohnung an. Babuschka macht gerade Urlaub in Moskau. Magareta, die Mutter, und ihre Kindern kommen aus Russland. Und nach russischer Tradition wurden wir auch versorgt. Am Abend gab es Fleischkloesschen(pilmjeni) und sobald aufgetischt war, gingen die beiden joggen, waehrend wir mit Sasche (6Jahre) zu Abend assen. Als wir dann alle wieder am Tisch sassen verbrachten wir den Abend mit ganz viel Tee. Unterhalten wurde sich im russisch-englisch Mix. Am naechsten Morgen gab es warme Haferflocken mit gekochtem Ei und Salz. Und nach einigen Fotos gingen wir wieder auf die Reise.
Die Tage danach hatten wir einen der schoensten Kuestenabschnitte, mit Schlange, Zecken, Monster-Grashuepfer, Moskitos, Hamster, und ganz ohne die gesuchten historischen Siedlungen. Einfach schoen. Ach ja, Schleim-Schnecken gab es auch noch und die hatten Nachts unser Vorzelt zu ihrem Quatier gemacht und Spuren ueber die komplette Ausruestung gelegt. Inklusive den Socken. Ja, einfach schoen.
Heute ist unser letzter Tag in der Ukraine. Momentan steigen wir im Hotel Kiev ab. Dies ist mit seinem ostblock-plattenbau Charme fuer unglaubliche 5Euro die Nacht zu haben. Die Fenster sind mit Tesafilm abgedichtet. Der Wasserhahn laeuft durchgehend, und zur Begruessung gab es einen handschriftlichen Zettel auf deutsch, der noch von 1941 sein duerfte. Den Tag verbringen wir in der Stadt um noch einiges zu organisieren und unsere Gastgeber nochmal zu treffen.
Unser Fazit zur Krim.
Das Essen war ausnahmslos kusna (schmackhaft). Der Wein ist uns zu suess, waehrend Krimskoje Sekt wirklich sein Geld wert ist. Eine wirklich sinnvolle Erfindung sind die 2 Liter Flaschen Bier fuer umgerechnet 1,20Euro - die uns am Abend mit den wichtigsten Mineralstoffen versorgt haben.
Landschaftlich ist abgesehen vom Muell, den man hier wirklich ueberall findet, wirklich traumhaft. Bis auf eine halbe Stunde Regen haben wir den ukrainischen Sommer genossen.
Und auch wenn wir die Sprache nicht beherrschen, ist das fuer einen Ukrainer noch lange kein Grund einem nicht die halbe Lebensgeschichte zu erzaehlen. Geholfen wurde uns wirklich ueberall.
Gespannt auf Russland senden wir liebe Gruesse uebers Schwarze Meer.
Paka