30 Januar 2010

Good Morning ihr Zwei! Das ist Vietnam - oder doch nicht?

Ja, da sind wir also! In Vietnam! Teilweise schoen, aber irgendwie sind wir froh, dass wir bald weiterkommen.
Warum? - Hm! Wie soll man sagen. Nein, vielleicht erzaehlen wir einfach ein bisschen von unsern Erlebnissen.
Vor ca. 2-3 Wochen sind wir in Hanoi angekommen. Die Stadt, grau in grau gehuellt, hat uns begruessend in ihre Arme genommen - oder besser gesagt mit Schimmelduft in den Unterkuenften empfangen. Die einzige Freude bestand leider darin, im Supermarkt Smoked Sausage of Vienna (Wiener-Wuerstchen) oder Beergarden-Sausage zu kaufen und die mit eignentlich ganz gutem Fast-Schwarz-Brot zu essen. Deshalb bestand der Plan darin, die Winterkleidung heimzuschicken und sich in die Halong-Bucht aufzumachen.
Gesagt, getan! Aber natuerlich nicht im Hostel gebucht! Nee! Wer in Usbekistan nen Bus auftreibt, der schafft das doch in Vietnam auch, oder? Natuerlich. Das dieser einen dann irgendwo am Highway rausschmeisst (natuerlich genau vor ein paar Motorradtaxis) verwundert dann auch nicht im geringsten. Wir, ganz clever, weigern uns natuerlich auf diese Tourifalle reinzufallen (oder sie zumindest nicht weiter mitzuspielen) und behaupten, wir laufen. Naja, das Zelt ist ja noch im Gepaeck - und die naechste Bar erstmal nur 1km weiter. Eigentlich wollten wir dort mit einem erfrischendem Getraenk unseren Aerger hinunter spuelen - war aber gar nicht noetig. Wir wurden richtig herzlich dazu eingeladen uns in den Kreis der Familie, um die Schuesseln mit Abendessen, einzureihen und zu geniessen. Gestaerkt davon, konnten wir uns auch darauf einlassen, dass uns ein Rollerfahrer kostenlos zu einem guenstigen Hotel faehrt - und haette dieser waehrend der Fahrt nicht gleichzeitig geraucht und telefoniert, haette Julia sich auch ein bisschen mehr auf die wolkenbedeckte Nacht konzentrieren koennen.
Halong Stadt. Ausgestorben. Aber die auch in russisch verfassten Speisekarten (Oh Russland, waerst du bloss hier!) lassen uns erahnen, dass, sobald dass Wetter hier besser wird, die Massen an Touris nicht ausbleiben. Tja, wir wussten auch nicht was der naechste Tag fuer uns bereit hielt. Da wir auf die Insel Cat-Ba fahren wollten, mussten wir zum Hafen. Dort haben wir knallharte Preisverhandlungen durchgefuehrt um auf eines der Boote zu gelangen, die quasi direkt nach CatBa gehen. 3 Stunden spaeter sollte es losgehen, und 2Stunden spaeter war es dann soweit. Ein Reisebus nach dem anderen, vollgepackt mit Touristen, veraendert den Hafen zusehends. Und da sitzen wir also, irgendwie ganz still, und ueberlegen ob wir wirklich hier sind. Waren wir vor gar nicht langer Zeit nicht an Orten, an denen man innerhalb 3 Tagen niemanden begegnet ist, und am 4. Tag hoechstens Einheimischen und irgendwann am 10. Tag mal nen Europaer? Und was ist jetzt das hier?? Naja, als wir dann 4 Std. spaeter mit dem Boot unseren Stopover wahrnehmen (Stop an einer kleinen Insel) um eine Hoehle zu besichtigen, schlaengeln wir uns mit 150 anderen Touris durch die neonbeleutete Hoehle und wuenschen uns in die Fraenkische Schweiz. So ein bisschen zumindest. Danach bekommt man vom Tourguide noch erzaehlt, jetzt lieber eine Fahrkarte fuer 80.000dong zu kaufen, da man sonst sich vielleicht weinend vor den Bus schmeisst, der uns in die 38km entfernt liegende CatBa Stadt bringen soll, da der oeffentliche Bus um diese Uhrzeit nicht mehr faehrt. Ahm! Gegenfrage, also, wenn wir wirklich auf der ersten Ueberfahrt nach CatBa waren, warum faehrt der Bus dann davor und wenn dann endlich mal Leute ankommen, faehrt er nicht mehr. Keine Antwort - aber dafuer sind wir fuer 20.000dong gefahren, und der Busfahrer hat uns gebeten doch einzusteigen.

Endlich. Die ersten hellblauen Streifen am Himmel - und wir werden Campen. In der Dunkelheit laufen wir zum etwas ausserhalb gelegenen Strand - laut Reisefuehrer DIE Moeglichkeit sein Zelt aufzuschlagen. Wir kommen an, finden den Campinbereich, lesen Schilder wie TENT for RENT (Zeltverleih) und freuen uns wie ein Honigkuchenpferd. Doch dann - der Besitzer - seine Antwort - er sagt Nein! - Nein?? Wieso? - Nein! - Warum? - Nein! Aber wir koennten einen Bungalow haben! - Nein!!!! Wir schleppen unser Zelt seit 2Monaten durch China weil wir im Reisefuehrer gelesen haben, dass zelten moeglich waere. Und der sagt einfach NEIN. Enttaeuscht gehen wir zurueck und suchen ein Hotel. Der Hotelchef moechte uns auch gleich noch ne Tour andrehen. Ja gerne, aber nur wenn wir zelten koennen. Ja, also, wir koennten einen Kajaktour durch die Fischerdoerfer machen und er laesst uns an einer der kleinen einsamen Inseln raus, und holt uns am naechsten Tag wieder ab. Die Frage, ob das legal sei beantwortet er mit: "Sometimes okay, somtimes not okay!" - Na dann!

So ging es fuer uns mit wunderschoenem Kajaktrip um die Inseln, anschliessend auf unsere einsame Insel. Mit dem Worten, dass die Flut nicht kommt, werden wir zurueck gelassen, und bauen unser Zelt gut versteckt an dem etwa 200m langen und ca. 10m breiten Sandstrand auf. Sonnenuntergang, Telefonieren nach Deutschland (ja, wir hatten Handyempfang) und Sternschnuppen kucken, und so um 21Uhr ab ins Zelt. Wir sind selig! Fuer ungefaehr 3 Std. Denn dann wacht Julia auf, und stellt fest, dass sich das Wasser ganz schoen nah anhoert. Als Jochen seinen Kopf aus dem Zelt steckt, hat das Wasser schon den ersten Hering erreicht. Okay! Wir muessen umziehen - aber wohin. Die steilen Felswaende, die unseren Strand eingrenzen, wirken auf einmal ganz anderes. Gut, dort wo der Strand am breitesten ist, scheint der Sand nicht oft nass zu werden. Innerhalb von Minuten haben wir Luftmatrazen und Schlafsaecke umgeraeumt (gerade noch rechtzeitig), aber das Zelt koennen wir dort nicht mehr aufbauen. Ja, da liegt man dann, nicht sonderlich romantisch, und beobachtet neben den Sternen auch den Wasserstand, der immer naeher kommt. Aber 50cm vor unseren Matrazen ist dann doch der Hoechstand erreicht. Puh! Am naechsten Morgen stand das Wasser auf jeden Fall einen halben Meter hoch auf unserem Zeltplatz. Dennoch, als wir von einem Fischerboot wieder abgeholt werden, waeren wir gerne noch eine Nacht geblieben.

Naechster Stop Hue. Neben der Zidattele (die dafuer, dass sie nur 200 Jahre alt und 1993 restauriert worden ist schon wieder ganz schoen schimmlig ist) finden wir dort vorallem an den belegten Baguette Gefallen, dass fuer 5000 dong mit vielen bekannten und unbekannten Zutaten belegt ist. Einfach lecker. - Nur kann uns leider keiner erklaeren, was diese leicht braeunliche Sosse denn nun wirklich ist - aber will man das auch wirklich wissen?

Naechster Stop HoiAn. Leider mussten wir aufgrund des Regens schon 2 Nationalparks streichen. Wo haben wir nur gelesen, dass jetzt eine gute Reisezeit ist. Naja, die komplette Stadt besteht quasi aus Schneidern und Schuhmacher, und da in China wirklich alles zu klein war, ist nun der perfekte Zeitpunkt sich ein paar Erinnerungs-Kleidungsstuecke fertigen zu lassen. Waere uns klar gewesen, das Jochen dafuer ein zu grosser Perfektionist ist, haetten wir es wohl gelassen. So aber mussten wir 4 Uebernachtungen dort einplanen, bis endlich alles zu unserer Zufriedenheit fertiggestellt war. Das ein Postmann mit einer Karton dann extra ins Hotel kommt, damit man sein Packet von dort aus nach Hause schicken kann, zeugt davon, dass dies hier die Touristenattraktion Nummer 1 ist. Wie man aber zwischen den ganzen Terminen zur Anprobe noch Zeit fuer was anderes finden soll ist fraglich. Zu MySon (Tempelanlage) mussten wir die Sonnenaufgangstour von 5-10Uhr buchen, da wir sonst gar keine Zeit hatten. Leider war genau an der Stelle wo die Sonne aufgehen sollte eine grosse graue Wolke. War aber trotzdem schoen, und als wir mit allen Schneidereien endlich fertig waren, hatten wir noch Zeit in die Aussenbezirke des Dorfes zu spazieren, um dort am Fluss zu sitzen. Als wir nen Kaffee trinken wollen, finden wir direkt hinter uns ein kleines Cafe. Und wenn man dort nach der Toilette fragt, dann wird man von der suessen alten Dame wieder an den Fluss gefuehrt - zum Glueck ungefaher 10m neben der Stelle, wo wir zuvor gesessen waren.

Endlich, weiter! Aber nicht nach Nah-Trang - das hoert sich fuer uns zu sehr nach dem Ballermann von Vietnam an. 40km vorher wollen wir den Bus verlassen und endlich wieder laufen. Der Sleeperbus holt uns ab, und um 5Uhr frueh werden wir am Highway mal wieder rausgelassen. Es ist dunkel, es ist eine Tankstelle, aber es gibt Kaffee! Na dann, dann koennen uns die Motorradtaxis auch mit der HappyHour nicht locken und wir schluerfen andaechtig unseren Kaffe waehrend der Himmel seine Farben aendert. Wir laufen los. 30 km koennten zu schaffen sein. Leider werden wir von den Rollerfahrern verfolgt - mussen alle 20m anhalten um erneut zu erklaeren, dass wir wirklich laufen wollen. Nachdem wir dass 1Std gemacht haben geben wir nach. Wir steigen ein, in den Pick-up des Hotels, an dem auch campen moeglich sei. Dort angekommen klatscht uns der Preis dafuer ganz schoen heftig ins Gesicht. Da in der Uebernachtung auch 3 Mahlzeiten enthalten sind und man sich in einer Komune befindet, kostet das zelten genausoviel wie ein Bungalow. Und zwar 15Euro pro Person. Wenn man bedenkt, dass ein Essen ungefaher 1nen Euro kostet, ist das ein Wort. Und wenn man gerade erst gestern die Moeglichkeit hatte sein Zelt fuer nur 5Euro mehr nach Hause zu schicken, dann schmerzt dass. Ansonsten war es aber die netteste Gesellschaft und der schoenste Strand, den wir in ganz Vietnam gesehen haben. Wir beschliessen uns zum halbjaehrigen Reisejubilaeum was zu goennen und lauschen mit unserem Zelt am Strand auch nachts den Wellen, und den herrenlosen Hunden. Der nahe gelegene Wasserfall entschaedigt noch dazu, und wir geniessen sehr.

Um weiter zu kommen muessen wir nach Nah Trang - denn nur von dort faehrt Bus und Bahn. Neuer Versuch! Wir wollen zur 5km entfernten Bushalte laufen, an der die Hafenarbeiter zurueck in die Stadt fahren. Was wir in diesen 2Std sehen, dass ist fuer uns irgendwie Vietnam! Das Vietnam, dass man sonst nicht so gut sieht. Denken wir irgendwie. (Gut, wir sind nicht ins Hochland gefahren, aber nur weil und davon abgeraten wurde.) Gluecklich kommen wir an der Bushaltestelle an - was heisst Bushaltestelle. Es stehen ca. 50 Busse bereit um die Arbeiter nach Hause zu schiffen. Und wir kriegen mal ganz nett gesagt, dass wir Amerikaner gefaelligst den 3fachen Preis zahlen - auch wenn wir behaupten keine Amerikaner zu sein!!! Hm! Da uns sonst kein anderer mitnehmen wollte, beugen wir uns, und steigen ein. Man, haette uns jemand erzaehlt, dass dies ein Discobus ist, haetten wir den Preis natuerlich ohne zu noergeln bezahlt. Im Fernseh waschen leichtbekleidete Frauen mit unechten Koerperteilen teuere Autos von westlichen Menschen zu ziemlich schlechter Technomusik, die auf enoermer Lautstaerke den Bus beschallt. Ach so, so denkt ihr, sind wir zu Hause???
2 Std. und etlichen gefaehrlichen Ueberholmanoevern spaeter kommen wir in Nah Trang an, und leider gefaellt uns die Stadt wirklich nicht. Aber man muss ja auch nicht bleiben.
Es geht weiter nach HCMS (Saigon) Dort werden wir unsere letzten 3 Tage verbringen bevor wir Jochens Vater in Phnom Pheng abholen um mit ihm 3 Wochen zu reisen. Wir freuen uns darauf.

Ja, das war Vietnam fuer uns. Man haette sicher mehr daraus machen koennen, aber eine gewissen Reisemuedigkeit war in den ersten Wochen zu spueren. Wir wollen uns auch nicht beschweren, aber wir merken dennoch, dass man ein Land nicht gesehen hat, wenn man von Stadt zu Strand reist, und Bus und Bahn nur dort verlaesst wo man es in den Reiseagenturen buchen kann oder im Reisefuehrer steht. Das, was Vietnam vielleicht wirklich ist, wissen wir nicht ob wir so oft gesehen haben, und wir fanden es ziemlich schwer aus diesen Touristenecken hinter den Vorhang zu sehen und Kontakt zu lokalen Menschen zu haben. Das unglaubliche Gruen der Reisfelder mit den weisen Fischreihern, die Bauern, die noch mit Wasserbueffeln ihr Feld umpfluegen und das nette Hallo der Dorfbewohner wird uns auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben.

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden,
    ohne sarkastisch wirken zu wollen muss ich doch gerade schmunzeln - mich erinnern die Erzählungen aus Vietnam an ein Buch, das ich mal gelesen habe und von dem ich immer dachte es sei überspitzt dargestellt. Anscheinend nicht.
    Ich beneide euch auf jeden Fall und danke für ein Stück Reisebegleitung.
    Es grüßt und wünscht einen weiteren unbeschwerlichen Weg
    die Rathakina

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